Westernreiten

Wenn dein Pferd dir am Boden nicht vertraut, schenkt es dir sicher kein Vertrauen unter dem Sattel.
(Mark Rashid)

Seinen Ursprung hat das Westernreiten im „Wilden Westen“ Amerikas. Über die weiten Gebiete des amerikanischen Westens erstreckten sich ursprünglich endlose Prärien. Über dieses Grasland zogen vor der Besiedlung durch die europäischen Einwanderer Millionen von Bisons. Ende des vorigen Jahrhunderts waren sie fast ausgerottet. An ihrer Stelle ernährte das Land nun die Fleischrinder der Rancher, die sich dort niedergelassen hatten. Um die weiten Wege absolvieren zu können, aber auch, um das Vieh kontrollieren, betreuen und versorgen zu können, war das Pferd als Fortbewegungsmittel unentbehrlich. Der Cowboy stellte dafür besondere Anforderungen an sein Pferd. Nervenstärke, Trittsicherheit im Gelände sowie Schnelligkeit bzw. gutes Sprintvermögen, um mit einem davon stürmenden Rind Schritt halten zu können waren Eigenschaften, die ein Cowboy von seinem Partner Pferd erwartete. In heiklen Situationen musste es ruhig bleiben, also war ein ausgewogenes Temperament gewünscht. Kurz: Ein gutes Pferd erleichterte dem Cowboy seine harte Arbeit . Viele dieser ursprünglichen Bewertungskriterien für ein gutes Ranch Pferd werden auch heute noch in der Westernpferdezucht und im Westernreitsport berücksichtigt. Auch die Reitweise der Cowboys musste zweckdienlich sein. Wesentliches Merkmal des Westernreitstils ist der Impuls-Befehl: Ein kurzes Signal musste reichen, um dem Pferd einen Befehl zu erteilen. Denn die Konzentration des Reiters galt seiner eigentlichen Arbeit und nicht der „Reitkunst“ – also minimale Hilfengebung auf der Basis eines wohlerzogenen und disziplinierten Pferdes, das zur Mitarbeit animiert wird.


Anderes Ausbildungsziel als beim „Klassischem” Reiten

Aus dem Ursprung der Westernreiterei ergibt sich daher auch das Ausbildungsziel eines Westernpferdes. Das fertig ausgebildete Westernpferd ist vorrangig ein Arbeitspferd, welches durch die Ausbildung zu einem selbständigen Mitarbeiter des Reiters erzogen wird. Es soll mit einem Minimum an Hilfen seitens des Reiters auskommen und trotzdem jederzeit der absoluten Kontrolle des Reiters unterliegen. Das Westernreiten basiert konsequent auf Elementen und Übungen, die das Pferd in seinen natürlichen Bewegungen bereits grundsätzlich kennt und beherrscht.


Einhändige Zügelführung ist ein Merkmal

Aus diesen Forderungen resultiert beim Westernreiten das Reiten am angemessen losen Zügel sowie die einhändige Zügelführung auf Kandare beim fertig ausgebildeten Pferd. Auch der angestrebte losgelassene Gleichgewichtssitz des Reiters, der Kreuz und Schenkel nur bei Bedarf einsetzt und sich ansonsten eher tragen lässt, ist typisch für das Westernreiten.

Zu Beginn der Ausbildung wird das Pferd mit Trense und beidhändiger Zügelführung angeritten und erst dann in der fortgeschrittenen Ausbildungsphase auf die einhändige Zügelführung im Bit umgestellt.

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